Freising. Etwa 100 Vertreterinnen und Vertreter der Pastoraltheologischen Lehrstühle aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Italien und Tschechien, ferner Mitarbeiterinnen in kirchlichen Einrichtungen, Bildungsinstituten und Verbänden konnte Prof. Dr. Richard Hartmann / Fulda begrüßen. Die Vielfalt der Schmetterlinge, ihre Leichtigkeit und spielerische Unbefangenheit war die Anfangsmetapher aus dem Plakatmotiv des Kongresses, die er im Willkommen aufgriff. Freies Engagement – auch und gerade im Feld der Kirche darf nicht als Pflicht-Programm beworben werden oder gar als Notnagel in der Situation niedriger Bewerberzahlen für den Kirchlichen Dienst herhalten.
Engagement braucht Leerräume, so eine der Wahrnehmungen des Kongresses. Die Vorstellung, Aufgaben, die einmal von hauptberuflich Tätigen Menschen geleistet wurden, einfach nun an „Ehrenamtliche“ zu übertragen, entspricht weder deren Motivationslage, noch greift es die Kreativität und die Fähigkeiten der einzelnen auf. Dabei braucht freies Engagement in Kirche und Gesellschaft dennoch bestimmte Rahmenbedingungen, in denen es voll zur Geltung kommen kann. Der Freiraum wird im Sinne christlicher Sendung aus Taufe und Firmung dann auch in Bereichen sichtbar, die in zu enger Binnenorientierung der Kirche aus dem Blick geraten waren. Im Sinne der Pastoralkonstitution des II. Vaticanums gilt die Sorge allen Menschen unserer Gesellschaft.
In den Eröffnungsreferaten von Prof. Dr. Clemens Sedmak (Salzburg) und Prof. Dr. Magnus Striet (Freiburg) wurden Grundzüge der Ethik des Engagements vorgelegt und die Freiheit als Signatur unserer Gesellschaft und im Sinne der handelnden, engagierten Freiheit als Grundbedingung markiert.
Der Vorsitzende der Pastoralkommission der deutschen Bischofskonferenz Bischof Bode (Osnabrück) informierte über die Hintergründe und den Stand des Gesprächsprozesses in der deutschen Kirche und ermutigte zur intensiven, wenn auch geduldigen Mitwirkung. Zum einen wurden die Chancen eines solchen Weges markiert, zum anderen jedoch auch die Widerstände und Ungleichzeitigkeiten in den verschiedenen Interessengruppen und in der Bischofskonferenz benannt. Die Kongressteilnehmerinnen und-teilnehmer waren von der engagierten und offenen Aussprache und der gemeinsamen Eucharistiefeier beeindruckt.
Prof. Adalbert Evers (Gießen) gab einen instruktiven Einblick in die derzeitige Engagements- und Ehrenamtsdiskussion und zeigt Problemfelder auf, die auch im kirchlichen Feld bedacht werden müssen. Engagement darf nicht vorrangig als „sozialer Kitt“ genutzt werden. Es versteht sich ausdrücklich als Teil einer partizipativen Demokratie und als Element der aufgewerteten Zivilgesellschaft. Dabei werden etliche Reformfragen angesprochen, dennoch muss zugleich geprüft werden, wie viel und welche Art von Mitverantwortung für die Bürger zumutbar und zuzutrauen ist.
Etliche kleinere Gesprächsforen riefen die Expertise der Kongressteilnehmer ab. Eigene Forschungsthesen - siehe unten - wurden vertieft, in Arbeitsgruppen wurden verschiedene Praxisfelder beleuchtet:
Prof. Erico Hammes (Porto Alegre/Brasilien) begleitete aus seiner Perspektive den Kongress und akzentuierte seinen Abschlussvortrag: Zunächst fragte er an, ob das freiwillige Engagement in der Kirche eine bedrohte Art sei. Zugleich muss vor dem Hintergrund der strukturschwachen Volkskirche von Brasilien doch betont werden, dass sie die Kirche dort tragen. Engagement hat zu Tun mit der Haltung des Verschenkens in Beziehung zu anderen. In der Gefährdung der Welt im globalen Zusammenhang wird es nötig werden, dass Christinnen und Christen in ihrer Existenz auch Zeichen des Kreuzes sein werden.
Im abschließenden Resumee weist der Vorsitzende der Konferenz auf die Bedeutung der Differenzen zwischen Freiheit/Lust und Pflicht, individuellen und institutionellen Interessen, hauptberuflicher und nicht beruflicher Expertise, selbstbezogene und sozialgemeindlicher Handlungsleitung hin. Er warnte vor einer Idealisierung der verschiedenen Rollen und Haltungen. Vielmehr sei es wichtig die Vermehrung der Möglichkeiten christlichen Handelns und christlicher Haltungen zu fördern und so Räume zu weiten und mit einer Ermöglichungspastoral ernst zu machen. Dies jedoch verlange bei fast allen Akteuren der Kirche Umdenkprozesse.
Die Tagung wird 2012 in einer Ausgabe der Pastoraltheologischen Informationen (www.pthi.de) dokumentiert.
"Mehr als ein Notnagel" - Das Interview im Wortlaut auf der Homepage des Domradios...
kfd - Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands [PDF]
Georg Köhl, Gundo Lames [PDF]
Dr. Manfred Kulla [PDF]
Marcel Lehmann, Thesenpapier 1, Thesenpapier 2 [PDF]
Martin Lörsch und Peter Nilles [PDF]
Dr. Dorothea Steinebach [PDF]
Dr. Maria Widl [PDF]